Ein Historischer Tag! Der TSV Lopocasport Hartberg schlug auswärts im ÖFB-Samsung-Cup-Viertelfinale den amtierenden österreichischen Meister SK Sturm Graz mit 2:4 und steht damit im Halbfinale!
Nach der Negativserie im Frühjahr (7 Spiele: 1 Remis, 6 Niederlagen) möchte man wieder über den Cup auf die Siegerstraße zurückkehren. Im ÖFB-Samsung-Cup lief es bisher ja höchst erfolgreich: Durch Siege über Kundl (3:0), Villach (2:1 n.V.) und Rapid Amateure (2:0) steht der TSV zum ersten Mal seit dem Jahr 1995 in einem Pokal-Viertelfinale! Der Gegner ist ein echter Kracher. Man trifft vor 4.400 Zuschauern in der UPC-Arena von Liebenau auf den regierenden Meister SK Puntigamer Sturm Graz. Fürs „steirische Schmankerl“ schickte Walter Hörmann (Ex-Sturm Sportdirektor) folgende Elf auf den Rasen: Rindler – Kozissnik, Tauschmann, Miljatovic, Strobl – Prietl – Rakowitz, Adilovic, Rossmann, Fucek – Mössner. Die Ausgangslage war klar: Der TSV Lopocasport Hartberg ging als klarer Außenseiter ins Duell mit dem Meister.
Zum Spiel:
Die ersten 10 Minuten verliefen sehr hektisch. Viele Fehlpässe und Unsicherheiten auf beiden Seiten, aber ohne nennenswerte Torchancen. 12. Minute: eine Topchance für die Grazer. Dudic wurde am Fünfer völlig freigelassen und kam unbedrängt zum Kopfball, dieser hoppelte ganz knapp am Tor vorbei. Das war knapp. Jetzt waren aber die Hartberger im Spiel drinnen und gingen sehr konsequent und konzentriert ans Werk. Bei Rückpässen der Sturm-Hintermannschaft zu Gratzei setzte Mössner immer wieder gut nach und zwang den Sturm-Goalie zu Fehlern beim Ausschießen. Gutes Vorchecking der Hartberger. Der TSV versteckte sich keineswegs. Man versuchte hier sogar über spielerische Akzente zum Erfolg zu kommen. Adilovic in der 25. Minute mit dem ersten Corner. Gratzei konnte gerade noch den Ball wegfausten und der Fucek-Fernschuss wurde geblockt. Gute Aktion.
Kurz darauf die zweite dicke Torchance der Grazer: Bodul mit einem Lupfer auf den heranstürmenden Szabics der aber wie Dudic den Ball knapp am Kasten von Rindler vorbeisetzte. Und eine Minute später hatte Rindler bei einem Szabics Drehschuss keine Probleme. Popkhadze versuchte es mit einer Offensivaktion, aber der Georgier blieb an der starken Abwehr hängen. Im Gegenzug ein schneller Gegenangriff über Stefan Rakowitz. Kainz mit dem Foul an der Mittellinie, klare Gelbe, die ihm später noch zum Verhängnis werden sollte.
34. Minute: TOOOR für den TSV! Der Underdog ging hier in Graz in Führung! Prietl (der mit einer überragenden Leistung und einem enormen Laufpensum überzeugte) nahm sich aus gut 20 Meter ein Herz und zog ab! Der Ball wurde abgefälscht und segelte ins lange Eck, Gratzei war chancenlos. Die Grazer agierten zu passiv und ließen sich vom Tabellenletzten der Ersten Liga immer öfter hineindrängen. Im Gegenzug Kainz mit der Chance auf den schnellen Ausgleich! Doch seinen gefühlvollen Schuss aufs lange Eck konnte Rindler gerade noch an den Pfosten vorbei ins Torout lenken. Danach leitete Rakowitz einen weiteren Konter ein, bei dem er schlussendlich hängen blieb. Das taktische Foul von Rossmann verhinderte einen schnellen Vorstoß der Grazer, wurde aber mit Gelb bestraft.
Ein Hin und Her in Graz-Liebenau. Die letzten Minuten in der ersten Halbzeit hatten es in sich: Kainz, der beste Spieler der Grazer, versuchte immer wieder gute Vorstöße zu starten, aber seine Kollegen unterstützten ihn keineswegs und die Flanken des Youngstars fingen die TSV-Innenverteidiger souverän ab. 44. Minute: Kainz zog aus acht Metern zum Ausgleich ab. Alle waren sich einig, das war die Initialzündung für die Grazer. Falsch gedacht! Gleich nach dem Anstoß nützte Rakowitz eine Unachtsamkeit in der Grazer Abwehr und bezwang Gratzei mit einem satten Schuss ins lange Eck. Perfekter Spielverlauf kurz vor der Pause für die Hörmann-Elf. Verdiente Pausenführung für die Hartberger.
Franco Foda war fuchsteufelswild auf seine Elf und stellte kurz nach der Pause auf drei Spitzen um, brachte Rubin Okotie anstatt Koch ins Spiel. Aber auch die neue Offensivkraft der Grazer fand keine Mittel gegen die perfekt organisierte, eng stehende Abwehr! Hartberg spielte munter weiter: Prietl auf Fucek, der Kroate versuchte es mit einer Flanke, aber Burgstaller rettete! Einen Stanglpass klärt der Verteidiger riskant am eigenen Tor vorbei ins Torout. Und die Ecke war gefährlich! Knapp streichte der Ball an der Stange vorbei, undurchsichtige Situation aber es gibt die nächste Ecke für Hartberg. Diesmal konnte Sturm klären.
25 Minuten vor Schluss nahm Sturm mehr Risiko, dass sich auch in der 69. Minute auszahlte: Kainz tankte sich nach einen Pass von Okotie durch die Hartberger Defensive und lässt Rindler mit einem satten Schuss keine Chance. Danach brachte Hörmann mit Gremsl und Ismaili frische Kräfte für die Schlussphase, die noch länger dauern sollte. 74. Minute: Rindler zeigte bei einen Szabics-Kopfball aus kurzer Distanz sein Können. Der Torschrei blieb den Sturm-Fans im Hals stecken. Auf der Gegenseite zeichnete sich Gratzei aus, der einen Schuss von Adilovic entschärfte. Hartberg mit einer enormen Fitness. Prietl, Rakowitz & Co. können noch immer volles Tempo gehen.
Fünf Minuten vor Schluss wurden die Sturm-Fans ungeduldig und hissten folgendes Plakat: „Unser Deal: 11 Hydranten raus, 11 Löwen rein!“. Es zeichnet sich eine Verlängerung ab. Florian Kainz schwächte seine Mannschaft weiter. Nach einem weiteren harten Einstieg gegen Rakowitz musste der Doppel-Torschütze mit Gelb-Rot vom Platz. Walter Hörmann sah die Chance die Cup-Sensation zu schaffen und schickte Andi Dober (der am Donnerstag zu einem Probetraining in die USA flog) in die Schlacht!
Es warteten 30 Minuten Überstunden, Sturm nur noch mit 10 Mann. In der 98. Minute die einzige Chance in der Verlängerung der Grazer: Aus der Drehung traf Bukva den Ball nahezu perfekt! Aber eben nur nahezu. Aus gut 7 Metern flog der Ball knapp über die Latte. Hartberg war jetzt klar spielbestimmend. Sturm konnte nicht mehr zusetzen, es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Sensation perfekt war.
Kurz vor der Halbzeit der Verlängerung musste auch noch Pürcher mit einer Schulterverletzung vom Feld und Sturm musste zu neunt fertig spielen. 100. Minute. Eine Riesenchance: Zuerst scheiterte Gremsl aus spitzem Winkel an Gratzei und Dober knallte die Kugel vom Fünfer weit übers Tor. Schade. Sturm versuchte nur mehr, sich ins Elferschießen zu retten, aber Hartberg wollte die Entscheidung vorher herbeiführen.
110. Minute: die Vorentscheidung. Ismaili schickte Dober auf die Reise und Gratzei trennte Dober unsauber vom Ball, SR Muckenhammer zeigte sofort auf den Elferpunkt. Lukas Mössner (ebenfalls mit großem Laufpensum) verwandelte den Elfer mit seiner ganzen Routine ins linke Eck. Die Hartberger Fans waren aus dem Häuschen, denn in der 119. Minute setzte Ismaili nach perfekten Gremsl-Zuspiel noch eines drauf. Danach war's aus!
Die Sensation ist perfekt. Der TSV Lopocasport Hartberg triumphierte über SK Sturm mit 4:2! Ein völlig verdienter Sieg und Hochachtung von der Leistung aller Hartberger, sie fighteten was nur ging für den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte! Danach ließen die Hartberger ihren Emotionen freien Lauf und ließen sich von den vielen mitgereisten Fans gebührend feiern. Es war ein wichtiger Erfolg, der für den Abstiegskampf enormes Selbstvertrauen gibt - vielleicht kann man ja noch das Ruder rumreißen. Es ist weiter alles möglich, auch im Cup! Man steht im Halbfinale und der Gegner heißt entweder Austria, Salzburg oder Ried.
Die Auslosung der nächsten Runde, die am 1./2. Mai 2012 stattfinden wird, erfolgt am Sonntag im Rahmen der Sendung „Sport am Sonntag“ live in ORFeins.
Stimmen zum Spiel:
Walter Hörmann: „Lob an die Mannschaft, sie hat die Taktik genau umgesetzt, die Räume eng gemacht und es Sturm so schwer gemacht. In der ersten Hälfte hatten wir aber auch Glück, dass Sturm die Chancen nicht genützt hat. Ich freue mich für meine Spieler, die in den letzten Wochen viele Prügel und viel Negatives einstecken mussten, das gibt Kraft im Abstiegskampf!!“
Franco Foda: „Das hatte nichts mit Einstellung, Leidenschaft und Herz zu tun. Das war Sturm-unwürdig. Ein bitterer Moment. Die Unterzahl ist keine Ausrede, weil wir fast das ganze Spiel über in Gleichzahl waren, aber zu überheblich bei der Chancenauswertung. Wir haben in der gesamten Meisterschaft im Frühjahr nur drei Gegentore bekommen, heute allein vier. So darf man sich nicht präsentieren. Ich muss mich entschuldigen.“
Donnerstag Nachmittag hat sich Sturms Vereinsspitze von Trainer Franco Foda getrennt.
Spiele im ÖFB-Samsung-Cup 2011/12
|